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Archive for the ‘Chemie und die Zukunft’ Category

Splitter: „Plastic Planet“, Mi 20.15 3sat

An dieser Stelle ein Programmhinweis, der ganz gut in die Reihe „Chemie und die Zukunft“ passt (und an der Stelle wird es dann auch nochmal zum Thema werden):

Mittwoch 18.04.12  20.15    3sat   Plastic Planet

Werner Bootes preisgekrönter Dokumentarfilm „Plastic Planet“ verändert das Leben der Zuseher nachhaltig. Was er zeigt, ist erschreckend: In den Weltmeeren ist heute sechsmal mehr Plastikmüll zu finden als Plankton. Kunststoffe können bis zu 500 Jahre in Böden und Gewässern überdauern und mit einigen Zusatzstoffen das menschliche Hormonsystem schädigen. Plastik ist praktisch überall – sogar in unserem Blut, so die Erkenntnisse aus dem Film „Plastic Planet“: vom Babyschnuller bis zur Trockenhaube, von der Quietschente bis hin zum Auto. Plastik ist überall: Die Menge an Kunststoffen, die wir seit Beginn des Plastikzeitalters produziert haben, reicht aus, um unseren gesamten Erdball sechsmal in Plastikfolie einzupacken. (Text von 3sat)

Weitere Infos: 3sat-Hompage

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Chemie und die Zukunft #2: Steaks oder Sprit?

Seit Jahrtausenden betreibt die Menschheit Ackerbau. Um die Feldfrüchte selbst zu essen (oder in die Vorratskammer zu tragen), an Nutzvieh zu verfüttern oder – neuerdings zu Treibstoff zu verarbeiten.

Biosprit ist in Mode, auch wenn weltweit wohl nur 2 % der Anbaufläche für Energiepflanzen genutzt werden. Regenwälder müssen großen Ölpalmenplantagen weichen. Im Fischer-Tropsch-Verfahren werden dann Biokraftstoffe (sogennante „Biomass-to-Liquid“-Kraftstoffe (BtL) hergestellt. Auch Bioethanol (aus Mais oder Weizen) gehört zu den Biokraftstoffen, das durch die Beimengung zu E10 einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden ist.

Futterpflanzen beanspruchen dagegen einen nicht geringen Anteil der Anbaufläche. Für 1 kg Rindfleisch sind 8 kg Getreide nötig, die so nicht mehr direkt als Nahrungsmittel zur Vefügung stehen. Mit der weltweiten Zunahme des Fleischkonsums, gerade in den aufstrebenden Entwicklungsländern, ist auch eine Zunahme der Futterpflanzenanbaufläche verbunden.

Somit liegt also die Hauptkonkurrenz im Moment eher zwischen Nahrungs- und Futtermittel, doch die „Energiewende“ soll auch einen deutlichen Ausbau der Energiepflanzen beinhalten. Wird also irgendwann unser Fleischhunger durch unseren Energiehunger ausgebremst? Und steigen die Nahrungmittelpreise insgesamt durch diese Konkurrenz?

Dass es soweit nicht kommen darf, hat Hartmut Michel, Direktor des MPI für Biophysik und Nobelpreisträger für Chemie 1988, in einem Editorial (Open Access) der Angewandten Chemie (Int. Ed.) mit dem programmatischen Titel „The Nonsense of Biofuels“ deutlich gemacht. Er argumentiert darin, dass die Effizienz der Photosynthese, zwar einer der genialsten Naturprozesse überhaupt, insgesamt lediglich 4,5 % der Sonnenenergie beträgt, was diverse Ursachen hat: die Absorption nur von sichtbarem, nicht-grünem Licht, Photoschaden an den Proteinen, die fehlerhafte Insertion von Sauerstoff u.a.

Zusätzlich muss bedacht werden, dass Energie aufgewendet werden muss für Düngemittel, Pestizide und die Umwandlung in Treibstoff. Somit ist Biosprit keineswegs CO2-neutral. Es wird sogar bezweifelt, ob am Ende die Energiebilanz tatsächlich positiv ist. Sein Fazit:

Taken together, the production of biofuels constitutes an extremly inefficient landuse. […] We should not grow plants for biofuel production.

Seine Alternative ist elektrische Mobilität, auch weil immerhin 80 % des Akkuinhalts in Bewegung umgesetzt werden, aber nur 20 % bei Nutzung von Benzin, was die Bilanz des Treibstoffs weiter verschlechtert. Doch das ist ein anderes Thema.

Dass die Deutschen aus Angst um ihren Motor, resultierend aus der verwirrenden Informationspolitik der Mineralölkonzerne abgelehnt haben, war zwar eine nicht-ökologisch begründete Ablehnung von Biosprit, aber in der Sache absolut richtig.

Zum Aufhänger zurück: Es bleibt die ganze Anbaufläche für Nahrungs- und Futtermittel. Wobei, muss man für Fleisch wirklich Tiere halten…

… weiter geht es in der nächsten Folge „Chemie und die Zukunft“ mit „Fleisch ohne Ende?“ über künstliches, in der Petrischale gezüchtetes Fleisch.

[Das Editorial wird auch auf The Curious Wavefunction diskutiert.]

Chemie und die Zukunft #1: Probleme einer modernen Welt

Es ist hier ein wenig stiller geworden, der Autor ist sonst schon genug mit Schreiben beschäftigt, da war einfach keine Zeit mehr für den Blog.

Die Moderne Welt steht vor massiven Herausforderungen. Sofort fallen einem die Begriffe „Klimawandel“, „Energiewende“, „Hungerkatastrophe“ und andere ein. Viele Probleme betreffen Fragen des Zusammenlebens, der Verteilung von Ressourcen und der Verantwortung gegenüber den folgenden Generationen, was häufig mit dem Modewort Nachhaltigkeit beschrieben wird. Und gerade deshalb brauchen wir eine „neue Technologie“, nicht die Technologie des 20. Jahrhunderts nach dem Motto „Nach uns die Sintflut“, sondern neue Ideen für eine neue Welt. Natürlich ist nicht alles ökologisch oder moralisch sinnvoll, keineswegs bedeutet das immer „Zurück zur Natur“. Und es wird immer auch Irrwege geben.

Doch viele Projekte sind von der Chemie her interessant, verblüffend und diskussionswert. Dementsprechend soll in diesem Blogartikel eine neue Reihe gestartet werden, die in loser Folge überblickshaft Themen von größerer Bedeutung, auch oft in Form eines Essays aufgreift. Den Anfang wird machen „Steaks oder Sprit?“.

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